7.10.6 Zusammenhang mit dem geografischen Gebiet

  • Angaben zu dem geografischen Gebiet oder Ursprung, die für den Zusammenhang von Bedeutung sind

Als Rohstoff für Pregler / Osttiroler Pregler dient seitjeher handverlesenes Obst aus dem geografischen Gebiet. Die Äpfel und Birnen aus Erwerbsobstanlagen sowie der Streuobstwiesen und Solitärbäume bei den landwirtschaftlichen Betrieben waren und sind die Rohstoffgrundlage der bäuerlichen Brennereien. Bereits in der Zeit von Kaiserin Maria Theresia wurde in den rechtlichen Bestimmungen zur Festsetzung der Alkoholsteuer eine Trennung zwischen Kernobst und Steinobst vorgenommen. Da diese beiden Rohstoffe unterschiedlich hohe Alkoholausbeutesätze haben und auch unterschiedlich hoch besteuert waren (und sind), ist auch der Handelswert von Kern- und Steinobstbränden unterschiedlich hoch. Immer schon war ein Steinobstbrand höherwertiger und teurer als ein Kernobstbrand. Um in den höheren Ausbeutesatz zu fallen reichte es, wenn auch nur ein Steinobstkern bei Kontrollen in der Maische entdeckt wurde. Diese rechtlichen Grundlagen sind auch der Grund, warum es sich beim traditionellen Pregler / Osttiroler Pregler von bäuerlichen Betrieben immer schon um einen Obstbrand rein aus Kernobst hergestellt, handelt. Es gab aber auch vereinzelt eine Tradition unter gewerblichen Brennern, die im Sinne der individuellen Besonderheit ihrer Erzeugnisse, neben Äpfeln und Birnen nachgewiesenermaßen auch einen gewissen Anteil an Zwetschken mitverwendeten, ohne dabei jedoch vom typischen Charakter der regionalen Spezialität allzu weit abzuweichen.

Die Geschichte des Obstbaus in Osttirol, lässt sich weit zurückverfolgen. So werden etwa bereits im Jahr 1558 die besonderen Obstqualitäten aus Lienz in dem patriotischen Gedicht „Der fürstlichen Grafschaft Tyrol Lanntsreim“ herausgestrichen, u.a. „Lüentzer Pirn … kan vast guet sein“ (Vers 648-651 - Lienzer Birn(e), kann was Gutes sein). Verfasser ist ein Herr Rösch von Geroldshausen - ein gebürtiger Lienzer, der als lateinischer Schulmeister, später als Sekretär und Archivar in der landesfürstlichen Kanzlei tätig war. Auch in Tiroler Familiennamen hat der Obstbau seinen Niederschlag gefunden. So ist der in Osttirol noch heute vorhandene Familienname Abfalterer bereits 1288 erwähnt und leitet sich aus dem Althochdeutschen Apholtra für Apfelbaum ab. Auch der vom romanischen Wort Malu (Apfel) abgeleitet Sippenname Maleier oder Maloyer ist in der Gegend um Lienz gebräuchlich.

Der Stellenwert, den der Obstbau im Bezirk einnimmt und der wesentlich auf die besondere Lage und die klimatischen Bedingungen zurückgeht, lässt sich auch an der Existenz von Obstvereinigungen ablesen. Bereits 1925 gab es in Osttirol 24 Obstbauvereine, was einem Fünftel aller damaligen, in Tirol aktiven Obstbauvereine entsprach, und 1945, nach dem 2. Weltkrieg, wurde in Lienz mit ERP-Mitteln die zweitgrößte Obstverwertungsgenossenschaft Tirols mit einer Kapazität von 770 Tonnen errichtet, die von Beginn an voll ausgelastet war.

Historisch belegt (aufgrund einer Baumzählung für ein Förderungsprogramm, 1947, OLR. Dr. Ing. Erich Zecha, Innsbruck) stehen rund 10 % aller in Tirol vorhandenen Ertragsobstbäume in Osttirol, wovon rund die Hälfte Apfelbäume und nur rund ein Fünftel Birnbäume sind. Zwetschkenbäume kommen dagegen nur auf einen Anteil von ca. 10 %. Das geschichtlich gewachsene Obstartenverhältnis manifestiert sich im Pregler / Osttiroler Pregler - mit einem Apfel zu Birne - Verhältnis von in der Regel etwa 70 zu 30 - bis heute.

Obstbau findet im Bezirk Lienz bis zu einer Höhenlage von 900 m in der „Feuchtkühlen Zone“ und darüber in der „Feuchtrauhen Zone“ statt. Aufgrund der Topographie des Lienzer Talkessels wird das Klima zudem besonders von Alpen-Föhn beeinflusst. Föhn in den Alpen ist, im Unterschied zu anderen Föhn-ähnlichen Windsystemen, durch die hohen Gebirgszüge der Alpen im Süden besonders ausgeprägt. Die Höhenunterschiede zwischen Gipfel und Tallagen liegen nicht selten bei 2000 m und mehr. Der Alpen-Föhn im Lienzer Talkessel drückt mit warmer Luft weit in die umliegenden Seitentäler hinein und erzeugt ein einzigartiges Kleinklimagebiet am nördlichen Rand der Dolomiten. Die Föhn-bedingten hohen Temperaturen bei geringer Luftfeuchtigkeit, im Verein mit klarer Luft und trockenem Wind, bieten dem Obst im Wechsel mit Föhn freien Wetterperioden einzigartige Bedingungen, um Aroma und Geschmack in besonderer Intensität und Typizität auszubilden.

Typisch für das Gebiet ist u.a., dass sich eine eigene Apfelsorte, „Maschanzker“ oder „Osttiroler Maschanzker“, nicht zu verwechseln mit dem „Steirischen Maschanzker", etablieren konnte. Der „Osttiroler Maschanzker“ ist die neue Sorte „Steinpepping“, die auch in die wissenschaftliche Arbeit „Apfel- und Birnensorten im Lienzer Becken - Eine ethnobotanische und pomologische Bestandsaufnahme“, Eingang findet (Bernhard Nußbaumer, Diplomarbeit an der Universität für Bodenkultur, Wien 2003).

Die speziellen Klimabedingungen in Verbindung mit der Bodenbeschaffenheit, die von Schwemmland mit hohem Kalkanteil, glazialem Moränenmaterial bis hin zu Braunerden reicht, haben den Obstanbau im Bezirk Lienz immer schon zu etwas Besonderem gemacht und insbesondere beim Kernobst eine geradezu „typische Qualität“ hervorgebracht. Obstbau war - und ist - fester Bestandteil der Osttiroler Landwirtschaft, Streuobstbestände um Hofstellen und an Wegrändern geben bis heute ein deutlich sichtbares Zeichen davon. Wenig überraschend auch, dass der Obstbau, entsprechend seines Stellenwertes in den lokalen landwirtschaftlichen Betriebsstrukturen, essentieller Teil der Ausbildung zum landwirtschaftlichen Facharbeiter an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Lienz ist.

Die exklusive Besonderheit der Bezeichnung „Pregler“ leitet sich von dem bis heute nur lokal in dem in seiner geographischen Abgrenzung sehr homogenen Gebiet des heutigen politischen Bezirks Lienz gebräuchlichen Dialektwort „pregeln“ ab.

Das Wort „pregeln“, „prägeln“, „brägeln“ bedeutet braten, sieden, schmoren; und war ein gebräuchlicher Ausdruck für das „Schnaps sieden“.

Bis heute ist das Wort „pregeln“ ein gebräuchlicher Ausdruck in Osttirol und bezeichnet das „Schnapsbrennen“ ganz allgemein. In früheren Zeiten wurden Brände aus Äpfeln und Birnen aus bäuerlicher Erzeugung generell als „Pregler“ bezeichnet.

Im Jahre 1991 schlossen sich 20 „Schnapsbrenner“ aus dem gesamten Bezirk Lienz zu einer Gemeinschaft, dem Verein der Osttiroler Preglerbauern mit Sitz in Dölsach zusammen, um die Qualität des „Preglers“ zu erhalten, zu steigern und dessen Tradition auch in der Zukunft hoch zu halten.

Nach einem ersten Eintrag ins Österreichische Lebensmittelbuch bereits 1998, ist „Pregler“ auf Basis der Traditionen mit 24.07.2012 per Erlass BMG-75210/0006-II/B/13/2012 in das Österreichische Lebensmittelbuch, IV. Auflage, Kapitel B 23 als geschützte geografische Angabe von überregionaler Bedeutung aufgenommen worden. Seitdem genießt Pregler / Osttiroler Pregler auf nationaler Ebene besonderen Schutz.

Aufgrund der Lage des politischen Bezirks Lienz mit seiner besonderen Attraktivität für den Tourismus und den damit verbundenen Handelsbeziehungen, ist Pregler / Osttiroler Pregler mittlerweile ein Erzeugnis, das weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt und angesehen ist und das nicht allein sprachlich, eng mit der Region und seinen Brennern in Verbindung gebracht wird.

Von seiner Beliebtheit und vom hohen Ansehen das der Pregler / Osttiroler Pregler heute genießt, zeugen immer wieder auch Auszeichnungen bei Prämierungsveranstaltungen, z. B. „Silber“ bei der Destillata 1998, „Gold“ bei der International Wine & Spirit Competition (Cranleigh, UK) 2016, mehrfache Auszeichnungen für „Pregler“ von verschiedenen bäuerlichen Brennern bei der Tiroler Landesschnapsprämierung 2018 oder „Gold“ bei der 6. Annual Berlin International Spirits Competition 2019. Im Übrigen belegen diverse Berichte und Erwähnungen in Tageszeitungen (Tiroler Tageszeitung, Kleine Zeitung), Bezirkszeitungen (Osttiroler Bote, Bezirksblätter Osttirol) oder der Wochenzeitung „Die Zeit“ (Zeitmagazin Nr. 49 vom 1. Dezember 1995), aber auch im Fachmagazin „Besseres Obst“, wie stark das Ansehen dieses speziellen Obstbrandes mit seiner Bezeichnung Pregler / Osttiroler Pregler verknüpft ist.

Wie sehr „Pregler“ zur Osttiroler Kultur gehört und ein Stück Regionalität bildet, geht etwa auch aus einer Einladung zur Veranstaltung „Pregler G'schichten“ hervor, die 1998 von der Kulturinitiative Apfelbaum gemeinsam mit Osttiroler Preglerbauern präsentiert wurden.

  • Bestimmte Eigenschaften der Spirituose, die dem geografischen Gebiet zuzuschreiben sind

Als Ergebnis des regionalen Klimas im geographisch abgegrenzten Talkessel des Bezirkes Lienz mit den speziell zur Reifezeit der Äpfel und Birnen großen Unterschieden zwischen den Tag- und Nachttemperaturen, des Einflusses des Bodens sowie der über 100 Jahre alten Anbautradition, trägt das ausschließlich aus der Region stammende Kernobst (Apfel und Birne) mit seiner typischen Qualität maßgeblich zu den besonderen Merkmalen des Brandes bei und verleiht den Erzeugnissen ihre heutige, spezifisch von den eingesetzten Früchten geprägte, überaus reiche Aromacharakteristik von überzeugender Dichte und Komplexität als Folge des Sortenspektrums der verwendeten Obstarten - siehe auch „Besondere Merkmale (im Vergleich zu anderen Spirituosen derselben Kategorie)“.

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