7.5 Steinfelder Magenbitter (PGI-AT-01916)

Steinfelder Magenbitter

Likör, Kategorie 32 des Anhangs II der Verordnung (EG) Nr. 110/2008

  • Physikalische, chemische Eigenschaften
Alkoholgehalt mindestens 25 % vol.
Zuckergehalt (ausgedrückt als Invertzucker) mindestens 100 g/l
  • Organoleptische Eigenschaften

Steinfelder Magenbitter ist leicht naturtrüb oder auch klar und weist in der Regel eine typisch rötlich-dunkelbräunliche, vorwiegend von Mazerat und etwas Zuckerkulör herrührende Farbe auf.

Der Geruch ist würzig herb, sein Geschmack geprägt von den zum Einsatz kommenden Kräutern und Gewürzen, ausgewogen harmonisch, mit stark bitterer Note.

  • Besondere Merkmale (im Vergleich zu anderen Spirituosen derselben Kategorie)

Anders als bei herkömmlichen Kräuterlikören, die üblicherweise auf einem einstufigen Mazerationsverfahren aufbauen, kommen für die Herstellung von Steinfelder Magenbitter auch durch Mazeration und Destillation veredelte Pflanzenextrakte zum Einsatz.

Die Abfüllung erfolgt in Flaschengrößen bis höchstens 0,5 Liter.

Das abgegrenzte geografische Gebiet umfasst eine Region im Umkreis von 60 km um das „Steinfeld", eine einst karge Landschaft, die im heutigen Stadtgebiet von Graz in den Bezirken Gries und Eggenberg liegt.

Die in einem speziell ausgewogenen Verhältnis zusammengestellten Pflanzenextrakte auf Basis Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs, werden durch einstufige Mazeration aber auch in einem zweistufigen Verfahren, durch Destillation zuvor mazerierter Pflanzen/-teile („Mazeration und Destillation") gewonnen. Zum Einsatz kommt ein spezieller Mix von bestimmten Kräutern und Gewürzen, darunter jedenfalls Kamille, Angelikawurzel, Gewürznelken, Ingwer, Wachholderbeeren sowie Ackerdistel und Hopfen.

Der Mindestanteil an den zu Mazeration bzw. „Mazeration und Destillation" eingesetzten Kräutern und Gewürzen stellt sicher, dass der charakteristische Geruch und Geschmack der Ausgangsmaterialien im Fertigerzeugnis in angemessener Stärke deutlich erkennbar ist und sorgt für ein harmonisch ausgeprägtes Geruchs- und Geschmackserlebnis mit charakteristischer stark bitterer Note.

Je nach traditioneller Rezeptur der Hersteller wird das Erzeugnis abschließend mit geringen Mengen eines Destillats von Äpfeln und Birnen, lokalen Obstweinen - und/oder anderen aromatisierenden Zutaten (Kletzenbirne, Bonifikateure) abgerundet.

Um den hohen Anforderungen an die Qualität der Rohstoffe gerecht zu werden, nicht zuletzt auch unter Berücksichtigung der jeweils aktuellen Verfügbarkeit, stammen Kräuter und Gewürze überwiegend aus dem nationalen und/oder internationalen Angebot des Marktes. Ackerdistel, Hopfen, und Kletzenbirne stammen in jedem Fall aus dem geografischen Gebiet des Steinfeldes.

Zur Süßung werden Zucker gemäß Anhang I Z 3 lit. a der Verordnung (EG) Nr. 110/2008 und/oder auch Honig eingesetzt.

  • Angaben zu dem geografischen Gebiet oder Ursprung, die für den Zusammenhang von Bedeutung sind

Steinfelder Magenbitter wurde mit Beitritt Österreichs[7] zur EU am 29.08.1994 als geographische Angabe nach Artikel 5 Absatz 3 der Verordnung (EWG) Nr. 1576/89 in Anhang II der genannten Verordnung aufgenommen. Der Aufnahme voran, geht eine langjährige Tradition in der Herstellung von Steinfelder Magenbitter in der Region 60 km rund um das Stadtgebiet von Graz, die dem Erzeugnis ein untrennbar mit der Region verbundenes Ansehen verschaffte.

Geprägt durch den Lebensrhythmus einer kargen, steinigen Landschaft und der damit verbundenen schweren Arbeit, haben die ortsansässigen, meist in der Landwirtschaft tätigen Bewohner des historischen Steinfeldes die Rezeptur für einen Magenbitter als Begleiter zu den vorwiegend kalorienreichen schweren Mahlzeiten damaliger Zeiten entwickelt.

Ausgehend von diesen alten Rezepturen, hat sich der Steinfelder Magenbitter über die Jahre hinweg zu einer traditionellen, für die Gegend äußerst typischen Spezialität von höchstem Ansehen gewandelt.

Ohne sein hohes Ansehen hätte Steinfelder Magenbitter auch nie die Hürden bei den überaus schwierigen Verhandlungen zur Schaffung eines Europäischen Wirtschaftsraumes in den 1990-er Jahren im Zuge der Beitrittsverhandlungen Österreichs geschafft - siehe z.B. Wolfgang Burtscher, Das Abkommen über den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR): Entstehung, Kurzdarstellung, Textauswahl; Verlag facultas.wuv / maudrich, 1992.

Selbst in der jüngeren internationalen Fachliteratur, The Oxford Handbook of Food Fermentation, Charles W. Bamforth, Robert E. Ward, Oxford University Press, 01.08.2014, wird "Steinfelder Magenbitter" als ein Beispiel für die aus der breiten Masse der Liköre herausragenden "herb liqueurs" genannt und darauf verwiesen, dass die Bedeutung dieser Liköre auf traditionellen Rezepturen und eine intensive Verankerung in der Kultur einer geografischen Region beruht.

Als untrügliches Zeichen für das hohe Ansehen, das Steinfelder Magenbitter verdienterweise genießt, ist schließlich auch der Eintrag im Österreichischen Lebensmittelbuch, IV. Auflage Kapitel B 23 Spirituosen, in Abschnitt 7.5 „Geografische Angaben von überregionaler Bedeutung" zu nennen.

 

[7] Beitrittsakte (94/C 241 /08), ABl. Nr. C 241 vom 29.8.1994, Seite 21

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